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Hieronymus im Gehäus. Photo: Marcel Domeier







Sta viator!





                                      Photo: Nadja Lorenz, Berlin


                                         
Die Arbeit der Galerie für Kulturkommunikation ist Friedrich Nietzsche, Arthur Schopenhauer, Arno Schmidt, Ludwig Marcuse, Egbert und Johannes Strzolka und anderen Inselbewohnern gewidmet.


Wir lieben das Leben im Elfenbeinturm. Wenn Alle sich einig sind, beginnen wir das Zweifeln.

Die Idee, eine Galerie für Kulturkommunikation zu gründen, beruht auf einer  Gesprächsrunde im Münchner Westend, wo Rüdiger Belter zu einem Gesprächsabend über "Dingkultur" einlud. Das war lange bevor er seinen Mini Salon eröffnete.

Belter stellte seine Privatwohnung als Salon für Künstler zur Verfügung, die ihre Kunst ausstellten zwischen Bücherregalen und Aktenordnern. In seiner Küche und im Schlafzimmer waren Lithographien und Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen, digitale Installationen und Videofilme zu sehen.

Wir nahmen die Idee auf und verpflanzten sie in die deutsche Provinz. In wechselnden  Privatwohnungen fanden sich Bilder von Julia Ostertag, Eberhard Schlotter, Lebadanc, Grenz- und Fussmann, Paul Wunderlich, GB Fuchs, Sarah Schumann und dem mittlerweile zum Fließbandproduzenten von Baumarktkunst herabgesunkenen Bruno Bruni.

Im Zusammenklang Spitzenköche und Musiker, aufregende Begegnungen zwischen Mensch und Kunst. 

Gemeinsam entwickelten wir die Idee, daß die Kunst wichtiger sei als der Mensch, weil der Mensch sowieso sterben werde. Seither findet der Galerist auch, daß Ökowahn  nervig ist: Planeten gehen unter. Alle und immer.

Photographie war auf den Parties von Belter ein wesentliches Element. Man photographierte sich gegenseitig, um dem Anlaß dauerhafte Bedeutung zu verleihen.

Viele der photographischen Zeugen dieser Zeit sind Vergangenheit. 

Digitale Speichermedien versagen ihren Dienst, wenn sie dazu dienen sollten, dem nachlassenden Gedächtnis auf die Sprünge zu verhelfen. Der größte Irrtum der Gegenwart war, alles zu digitalisieren, was Dauer haben sollte. Wenigest ist so flüchtig wie Digitales. Fotolabore belichten heute digitale Dateien auf Film aus... um sie zu konservieren...


Wir haben einen Schwerpunkt auf analoger Photographie. Wir haben dabei das ethische Problem, daß unsere analogen Bilder hier nur digital zu sehen sind. Ein Problem, an dem jeder Philosoph zum Säufer werden muß. Die perfekte Lösung fand meine Liebe Doris P., die bei mir in die Lehre ging, ihre digitale Kamera in die Elbe warf und sich eine Nikon FM4 kaufte und alles Notwendige für eine Dunkelkammer. Wer ihre Bilder sehen möchte, muß zu ihr in die Wohnung kommen.

Digitale Photographie: Ein Massenproblem. Wenn jeder Facebook-Affe der Ansicht ist, daß es gut ist, jeden Tag mehrere Tausend Bilder zu machen, dann ist das zu viel Afferei in der Welt. Photographie wird zu einem reinen Anhängsel des Computers, es gebricht ihr an einem definierten Original.

Analoge Photographie hat nicht nur eigentümlichen Charme. Sie ist auch in ihrer Schlichtheit bestechend in einer Zeit, die das Maßlose liebt.

Man kann selbstverständlich 2700 digitale Fotos vom 12. Geburtstag eines Neffen, der einem nichts bedeutet, anfertigen. Daß ist das sogenannte Beate K.-Prinzip.

Man sollte es aber besser sein lassen. Ohne jede Technik kann ich heute in ein Dia-Magazin schauen und mir dort Bilder meiner kuchenverschlingenden Tante Grete Krönert anschauen oder auch meiner fast namensgleichen Tante Grete Simon oder einem Schaf, welches BrotbutterkäseschinkenHeringnochmalKäseSahne auf einander schichtete. Und sich darüber wunderte, daß es immer fetter wurde.

Es ist sehr fraglich, ob eine digitale Datei so lange gehalten hätte daß ich mir die Bilder heute noch anschauen könnte. 

Beide Tanten Grete schauen seit 1986+ die Herrlichkeit Gottes. Kuchenfressen verbindet auch im All.

Ein Kosmos von Empfindungen kann evoziert werden durch die techniklose Betrachtung eines Stückchens Celluloid.


Wir lieben das Leben im Elfenbeinturm. Wenn alle anderen sich einig sind, beginnen wir zu zweifeln.

Rainer Strzolka, November 2024




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